+43 1 332 43 37 elisabethapo20@aon.at

Guter Schlaf ist unverzichtbar für unsere Gesundheit: Körper und Geist brauchen ihn zur Regeneration und auch die psychische Stabilität hängt eng mit einer normalen Schlafdauer zusammen. Aber was gilt als normal?

  • Babys: altersabhängig 12-18 Stunden
  • Kleinkinder:10-13 Stunden
  • Jugendliche: 8-10 Stunden
  • Erwachsene von 18 bis 65: 7-9 Stunden
  • Über 65: 6-7 Stunden

Mit dem Alter sinkt also der Schlafbedarf, was nicht behandlungsbedürftig ist.
Mindestens so wichtig wie die Schlafdauer ist die Schlafqualität: der gesunde, natürliche Schlaf verläuft in sich abwechselnden Phasen, die mit jedem Zyklus länger werden: REM-Phasen („Rapid-Eye-Movement“), in denen geträumt wird, folgen auf Non-REM-Phasen (Tiefschlaf).
Als Schlafstörung ist also nicht nur schwer einschlafen können und zu kurz schlafen zu verstehen, sondern auch ein gestörtes Schlafmuster.

Eine Störung der Dauer oder der Struktur des Schlafes stellt bereits nach kurzer Zeit eine erhebliche Störung des Wohlbefindens dar und führt langfristig zu körperlichen, mentalen und psychischen Schäden. Anlass zum Handeln ist gegeben, wenn die Schlafstörung länger als einen Monat besteht und öfters als an drei Tagen pro Woche auftritt. Bei einem Fortbestehen der Beschwerden über drei Monate hinaus liegt eine chronische Schlafstörung vor.

 

Arten von Schlafstörungen

Insomnie: Dies ist die häufigste Form. Zu ihr werden Ein- und Durchschlafstörungen gerechnet. Von einer Einschlafstörung spricht man, wenn das Einschlafen länger als 30 Minuten dauert. Um eine Durchschlafstörung handelt es sich, wenn das Einschlafen nach nächtlichem Erwachen länger als 30 Minuten dauert.

Parasomnie: Verschiedenste Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf wie Schlafwandeln, aber auch Albträume.

Hypersomnie: krankhaft erhöhte Schlafdauer und -häufigkeit, Müdigkeit am Tag.

 

Häufigkeit

Das Problem ist weit verbreitet, etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet dauerhaft oder zumindest phasenweise darunter; Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, von einer Schlafstörung betroffen zu sein, erheblich: etwa 40 Prozent der über 65-Jährigen leiden darunter.

 

Ursachen

Die Ursachen für Schlafstörungen können vielfältig sein:

Körperlich: Schmerzen, Herz-Kreislauferkrankungen, Atemwegserkrankungen, hormonelle Umstellungen (etwa in der Menopause), Restless-Legs-Syndrom (unangenehmes Zucken und Kribbeln der Beine im Liegen), Schlafapnoe (Schnarchen mit Atemaussetzern), Demenz etc.

Psychisch: gestörter Wach-/Schlafrhythmus (z.B. durch Schichtarbeit), Sorgen, Stress, Depressionen, Manie, Alkohol- und Drogensucht.

Medikamente: Betablocker, Grippemittel, die kreislaufanregende Substanzen enthalten, manche Antidepressiva, Mittel zur Erhöhung der Harnausscheidung, die oft in Kombination mit Blutdrucksenkern verschrieben werden, führen zu nächtlichem Harndrang und somit gestörtem Schlaf, Kopfschmerztabletten, wenn sie Coffein enthalten, etc.
Auch starke, verschreibungspflichtige Schlafmittel können zu Schlaflosigkeit führen, wenn sie plötzlich abgesetzt werden und bereits Abhängigkeit besteht!

Genussmittel: Nikotin, Coffein und Alkohol, illegale Drogen

Äußere Umstände: Hitze, schlechte Belüftung, Lärm, Licht

 

Behandlung 

Gerade wenn das Einschlafen schwerfällt, entsteht rasch ein großer Leidensdruck, weil die Befürchtung, wieder lange wach im Bett zu liegen, die für das Einschlafen nötige Entspannung verhindert.
Oft reichen schon einfache Maßnahmen, um eine Besserung oder Beseitigung der Beschwerden zu erzielen. Zu Medikamenten sollte erst gegriffen werden, wenn diese Maßnahmen nicht zum Erfolg führen oder die Ursache der Schlafstörung nicht beseitigt werden kann (etwa bei Vorliegen einer chronischen körperlichen Erkrankung, die in Zusammenhang mit der Schlafstörung steht).
Bei Schlafschwierigkeiten im Alter ist zu bedenken, dass eine Abnahme der Schlafdauer Teil des natürlichen Alterungsprozesses ist. Der Körper benötigt für die Erholung weniger Schlaf als in jungen Jahren, und es ist weder nötig noch sinnvoll, sich zu mehr Schlaf, vielleicht sogar noch mit Hilfe von Medikamenten, zu „zwingen“. Häufig kommt es zu einem „Vorverlegen“ des Schlafes: wenn man bereits um 21:00 zu Bett geht, ist es bei einer Schlafdauer von 7 Stunden normal, um 04:00 Uhr aufzuwachen. Wird dann ein starkes Schlafmittel genommen, führt dies zu einem Teufelskreis: Müdigkeit unter Tag, Mittagsnickerchen, durcheinander geraten des Schlafrhythmus, wiederum frühes zu Bett gehen…

Allgemeine Maßnahmen

  • sind belastende Lebensumstände der Grund für die Schlafprobleme: die Umstände ändern oder, falls das nicht möglich ist, einen gelassenen Umgang mit ihnen erlernen
  • keine Tagesnickerchen
  • regelmäßige Schlafenszeiten, Schlafrituale (heiße Milch mit Honig, Tee, Entspannungsbad)
  • nicht ins Bett, wenn man noch nicht müde ist
  • keine aufwühlenden Gespräche, Filme, Bücher vor dem Einschlafen
  • das Rauchen einstellen
  • Alkohol und coffeinhaltige Getränke reduzieren (Kaffee, Schwarz-und Grüntee, Energydrinks) und diese nicht wenige Stunden vor dem Schlafengehen konsumieren
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Bewegung, wenn möglich bei Tageslicht an frischer Luft
  • Schlafzimmer abdunkeln
  • ideale Temperatur im Schlafzimmer beträgt 16-18°C
  • abends leichte Kost
  • für lärmfreie Umgebung sorgen oder Gehörschutz verwenden

Aromatherapie: Die ätherischen Öle aus Orange, Melisse und Lavendel haben einen wissenschaftlich belegten entspannenden und schlaffördernden Effekt. Sie werden in Duftlampen geträufelt und über die Raumluft eingeatmet. Weil die Gewinnung reiner ätherischer Öle aufwendig und teuer ist, sind im Handel häufig verunreinigte und/oder gefälschte Produkte zu finden.
In der Apotheke sind ätherische Öle in höchster Reinheit und geprüfter Qualität erhältlich.

Melatonin: Als körpereigenes „Schlafhormon“ steuert Melatonin den natürlichen Schlafrhythmus. Seine Synthese im Körper erfolgt aus dem „Gute Laune“ – Botenstoff Serotonin, der wiederum aus Tryptophan gebildet wird. Nahrungsmittel, die reich an Tryptophan sind (z.B. Walnüsse, Cashews, Kürbiskerne, Lachs, Eier), tragen somit sowohl zu guter Stimmung als auch zu gesundem Schlaf bei. Die Ausschüttung von Melatonin wird bei Licht gedrosselt und bei Dunkelheit erhöht, weshalb zum Einschlafen eine dunkle Umgebung hilfreich ist. Melatonin ist in niedriger Dosierung als Spray (rasch wirksam) oder in Tablettenform erhältlich. Hoch dosiert ist es ein Arzneimittel und muss vom Arzt verordnet werden.

Lichttherapie: Wie bereits erwähnt, hat Licht einen großen Einfluss auf einen normalen Schlafrhythmus.Vor allem älteren Menschen, die abends sehr früh müde werden und dann zeitig aufwachen, kann eine Therapie mit Tageslicht oder Tageslichtlampen, wie sie auch gegen Winterdepressionen zum Einsatz kommen, helfen.

Pflanzliche Ein- und Durchschlaf – Hilfen: Baldrianwurzel, Hopfenzapfen und Melissenkraut sind das bewährte „Dream Team“ bei leichten Schlafstörungen. In Teemischungen, als Tinkturen oder extrahiert in Tablettenform entfalten sie ihre beruhigende und schlafanstoßende Wirkung. Passionsblumenkraut in Form von Tinkturen oder Dragees wirkt nicht nur bei nervöser Unruhe, sondern kann, etwa eine Stunde vor dem schlafen legen eingenommen, das Ein- und Durchschlafen fördern.
Im Vergleich zu synthetisch gewonnenen, rezeptpflichtigen Schlafmitteln haben pflanzliche Schlafmittel zwar eine schwächere Wirkung, machen aber nicht abhängig und haben auch keinen negativen Einfluss auf die Schlafstruktur – im Gegenteil: Studien deuten auf eine Verbesserung der Schlafqualität bei länger dauernder Anwendung hin.

CBD (Cannabidiol): Es handelt sich um einen aus der Hanfpflanze gewonnen Wirkstoff, der keine berauschende Wirkung hat, aber über zahlreiche positive, medizinisch nutzbare Eigenschaften verfügt: CBD ist unter anderem auch schlaffördernd, erhöht die Schlaftiefe und Schlafdauer. CBD – Extrakte sind in geprüfter Qualität in der Apotheke erhältlich.

Diphenhydramin: Das auch antiallergisch wirksame Diphenhydramin verkürzt die Einschlafzeit und verlängert die Schlafdauer. Es ist das stärkste rezeptfrei erhältliche Schlafmittel.

Trazodon, Mirtazapin: Diese eigentlich als Antidepressiva eingesetzten Wirkstoffe haben, abends eingenommen, eine schlafanstoßende Wirkung. Sie müssen von einem Arzt verordnet werden und sind zur langfristigen Einnahme gedacht.

Benzodiazepine: Die zu dieser Wirkstoffklasse gehörenden Schlafmittel kommen bei schweren Schlafstörungen zum Einsatz, sind nur auf Rezept erhältlich und zeichnen sich durch eine sowohl schnelle als auch starke Wirkung aus.
Sie sind aber nur zur kurzzeitigen Anwendung gedacht. Sie beseitigen nicht die Ursache der Schlafstörung und stören zum Teil erheblich den natürlichen Ablauf des Schlafes, weil sie die wichtigen REM – Phasen verkürzen. Bei abruptem Absetzen kommt es zu verstärkter Schlaflosigkeit, Ängsten und Unruhe. Außerdem nimmt bereits nach etwa zwei Wochen Anwendung die Wirkung ab, eine Gewöhnung tritt ein und die Dosis muss gesteigert werden.

 

Bei der Behandlung von Schlafstörungen hat eine fast allgemein anwendbare Regel Gültigkeit: Vorsicht vor scheinbar schnellen Lösungen komplexer Probleme! Der Griff zu verschreibungspflichtigen Schlafmitteln verschafft zwar rasch Erleichterung, doch wird nicht gleichzeitig an der Ursache gearbeitet, verfliegt der Effekt: es kommt zur Gewöhnung, zur eigenmächtigen Erhöhung der Dosis und schließlich zur Abhängigkeit.
Ältere Menschen haben durch die Gabe von Benzodiazepinen ein erhöhtes Sturzrisiko und eine bereits bestehende Schlafapnoe kann verstärkt werden. Bei längerem Gebrauch (ab etwa 4 Wochen) kommt es häufig zu Vergesslichkeit, verminderter Energie und Leistungsfähigkeit, Gefühlsverflachung, Konfliktvermeidung und Reduktion von Sozialkontakten.
Die Abhängigkeit von starken Schlafmitteln stellt die häufigste Tablettensucht dar und begegnet mir bei meiner Arbeit täglich in erschreckendem Ausmaß. Die Benzodiazepin – Abhängigkeit gilt als „stille Sucht“ : der Konsum der Substanz erfolgt auf Rezept, zu Hause und meist alleine; eine körperliche, geistige und seelische Beeinträchtigung fällt Außenstehenden viel später auf als bei Alkoholismus oder intravenösem Drogenkonsum. Oft vergehen Jahre bis zu einem Erkennen und Behandeln des Problems. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek vom Anton-Proksch-Institut hat jüngst statistische Erhebungen zur Schlafmittel – Abhängigkeit, die für Österreich noch immer fehlen, von der Politik eingefordert.
Die Behandlung einer Schlafstörung mit Benzodiazepin – Abhängigkeit ist schwierig und sollte unbedingt von einem Arzt mit entsprechender Erfahrung oder einer stationären Einrichtung begleitet werden.

 

Wann zum Arzt?

Bei Schlafstörungen, die länger als einen Monat dauern, wenn weder die oben angeführten allgemeinen Maßnahmen noch rezeptfrei erhältliche Schlafhilfen Erfolg gebracht haben, und bei Verdacht auf eine körperliche oder psychische Erkrankung sollte ein Arzt mit Erfahrung in der Behandlung von Schlafstörungen aufgesucht werden. Gegebenenfalls erfolgt dann die Überweisung zu einem Facharzt für Neurologie oder in ein Schlaflabor, wo eine genaue Diagnose und entsprechend maßgeschneiderte Behandlung möglich ist.

 

Falls Sie unter Schlafschwierigkeiten leiden und Fragen zu diesem Thema haben, freue ich mich, Sie bei Ihrem nächsten Besuch in meiner Apotheke ausführlich beraten zu dürfen.

Ihre Apothekerin
Mag.pharm. Gerlinde Luft
.